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Anders Indset hat in seinem Buch Quantenwirtschaft ein paar Systemfehler aufgeführt, über die ich gerne zum Nachdenken anrege:

Unsere politischen, wirtschaftlichen und sozialen Systeme sind nur Modelle, um die Realität zu organisieren. Sie sind also kein Abbild der Realität, und deshalb auch durchaus fehleranfällig. Laut Indset ragen dabei fünf Systemfehler besonders heraus.

Systemfehler Nr. 1

Wir hinterfragen kaum noch Dinge. Statt die Entwicklungen in der Welt kritisch zu beleuchten, halten wir an bestehenden Dogmen fest und verharren in Lethargie. Viele Menschen reflektieren und prüfen neue Informationen nicht mehr, sondern lassen sie sich einlullen von scheinbaren Fakten. Wir verharren im Status quo, obwohl wir mitten in einer lebensbedrohlichen Krise stecken.

Systemfehler Nr. 2

Immer mehr Menschen sind von der schieren Masse an Informationen überfordert. Ununterbrochen werden wir mit Sensationsstorys, Skandalen und Horrormeldungen bombardiert. Das bringt unsere Stresshormone zum Tanzen und unser rationales Denken zum Erliegen. Oft haben wir auch weder die Zeit noch die Möglichkeit, um jede Nachricht in Detail zu überprüfen. Hinzu kommt, dass Politiker, Unternehmen und Medien sehr geschickt darin sind, uns mit Fake News und Lügenmärchen zu manipulieren. Statt also den eigenen Verstand anzuwerfen, schalten wir irgendwann auf Durchzug.

Systemfehler Nr. 3

Unseren Kindern und Jugendlichen vermitteln wir in der Schule veraltetes Wissen und trainieren ihnen eine Expertengläubigkeit an, die längst nicht mehr zeitgemäß ist. Wollen wir unsere Zukunftsprobleme lösen, brauchen wir mutiges Selbstdenken statt hirnlosen Wiederkäuens.

Systemfehler Nr. 4

Kapitalismus [1]. Vom alten Motto „Konkurrenz belebt das Geschäft“ ist schon lange keine Spur mehr. Mit Google, Amazon und Apple haben einige wenige Megakonzerne die Märkte unter sich aufgeteilt und verhindern fairen Wettbewerb. Auch die Annahme, dass permanentes Wachstum allen zugutekommt, hat sich als Irrtum des Kapitalismus herausgestellt. Das Streben nach immer mehr hat sich zur Gier ausgewachsen, die selbst in den reichen westlichen Ländern den sozialen Frieden gefährdet und die Kluft zwischen Arm und Reich nur verbreitert.

Systemfehler Nr. 5

Dieser Fehler liegt schließlich in unseren nationalstaatlichen Demokratien. Fast alle Herausforderungen unserer Zeit spielen sich auf globaler Ebene ab – und trotzdem müssen die Politiker so tun, als könnten sie innerhalb ihrer Ländergrenzen etwas gegen Klimawandel, Digitalisierung und Co. ausrichten. Sie tragen dann ihre Kämpfe auf Nebenschauplätzen aus und neigen zum Populismus, einfach weil es besser beim Wähler ankommt. Gleichzeitig bedrohen globale Megakonzerne und KI-Entwickler unsere demokratische Souveränität. Deshalb gilt es heute mehr denn je, neue Regierungs- und Gesellschaftssysteme zu entwickeln, die unsere individuellen Freiheitsrechte effektiv schützen können.

Wir brauchen also dringend Veränderungen – und sie bahnen sich bereits an.


[1] Eine wesentliche bessere Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung als der Kapitalismus wurde mMn. noch nicht entwickelt. Allerdings ist die derzeitige ungezügelte Form des Kapitalismus nicht mehr haltbar.