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 Mehltau (Phlox)

Wir machen das alles nur ehrenamtlich! Wie oft konnte man diesen Ausspruch schon in Vereinen hören. Meist kommt der von Verantwortlichen, wenn was schiefgegangen ist.

Im Umkehrschluss heißt das wohl, dass von Verantwortlichen keine gute Arbeit zu erwarten ist, da sie ihren „Job“ ja „nur ehrenamtlich“ machen. Aber ist das wirklich so, ist Arbeit – nur weil sie ehrenamtlich erbracht wird – schlechter, minderwertiger, sozusagen by Default?

Eigentlich ist genau das Gegenteil der Fall. Man stelle sich mal vor, Freiwillige Feuerwehr, Technisches Hilfswerke, Rotes Kreuz, Tierschutz, usw. usf. wären mit Verantwortlichen besetzt, die nur minderwertige Arbeit leisten würden…

Eigentlich ist diese ehrenamtliche Arbeit umso mehr schätzenswert, weil sie nämlich neben dem Beruf und Privatleben geleistet wird. Das mal zum Grundsätzlichen.

Es sollte übrigens selbstverständlich sein, dass zumindest die Auslagen ersetzt werden, also die ehrenamtliche Arbeit den Menschen nicht auch noch zusätzlich finanziell belastet.

Der große Unterschied erklärt sich im Zeitfaktor.

Sonst gibt es da keinen Unterschied. Natürlich muss der Mensch auch die Fähigkeiten haben, (die) Aufgaben (eigen-)verantwortlich auszuüben (manche Ehrenamtliche haben übrigens deutlich mehr Erfahrung, als hauptamtliche Kräfte).

Das ist der springende Punkt: Immer, wenn etwas schiefgeht, liegt es an Fehlern, die genauso hauptamtlichen Kräften passieren können, beide Gruppen haben aber eine Sorgfaltspflicht.

Wenn also Fehler mit „Wir machen das alles nur ehrenamtlich!“ entschuldigt werden, ist das in der Regel eine unangebrachte Schutzbehauptung für eigenes Versagen.

Man kann Fehlerursachen in verschiedene Gruppen einteilen:

  1. Mensch ist mit seiner Aufgabe überfordert,
  2. Mensch hat nur sehr wenig Ahnung von der Aufgabe und ist nicht in der Lage, zumindest jemanden einzubinden, der sich auskennt,
  3. Eitelkeit, Aufgaben zu übernehmen und das eigene Scheitern nicht zuzugeben,
  4. Mensch fällt aus, und berichtet nicht unverzüglich über seinen Ausfall,
  5. Mensch fällt faktisch aus und unterschlägt die Information darüber,
  6. Mensch ist nicht in der Lage, sich zu organisieren und Zeitabläufe zu planen und/oder zu priorisieren,
  7. Mensch ist höchst vergesslich und weiß das,
  8. Mensch verhält sich destruktiv.

Vermutlich gibt noch mehr Fehlergruppen.

Die Fehlergruppe 1 bis 7 begegnet uns täglich und das Problem ist in Vereinen schwierig, in den Griff zu bekommen, weil der Abhilfe häufig Amtszeiten und Beauftragungen entgegenstehen und man muss dann meistens abwarten, bis die Amtszeiten ablaufen, wenn es keine andere Möglichkeit des Handelns gibt.
Leider gibt es selten eine „ordnende Kraft“, die diesen Schwächen rechtzeitig erkennt und durch organisatorische Maßnahmen schnell Abhilfe schafft. Aber es wäre mit etwas verstärktem Einsatz möglich, diese Schwachpunkte zu beheben und die Fehler zu korrigieren.

Die Fehlergruppe 8 ist allerdings gefährlich.

Zu dieser Fehlergruppe gehören Menschen, die aus reinem Machtwillen (Eitelkeit etc.) Aufgaben an sich reißen, Schnittstellen besetzen und/oder arbeitswillige und arbeitsfähige Menschen ausschließen bzw. blockieren. Hier lässt sich in der Regel nichts mit „organisatorischen Maßnahmen“ ausrichten.

In Vereinen geht es in der Regel weniger um Geld, was man sich (möglicherweise) satzungswidrig und trickreich zuschiebt. Das fällt spätestens bei einer gründlichen Kassenprüfung auf. Es geht allenfalls um Positionen, die außerhalb des Vereins eine Rolle spielen, zum Beispiel in der Wirtschaft (Aufträge, Jobs, Kredite, Vermögenswerte) oder in der Politik (gut dotierte Mandate, öffentlicher Dienst, Ämter mit Macht). #Amigos

Was geschieht nun in Vereinen, die weder Geld noch Macht verteilen können und deren Protagonisten zum großen Teil der Fehlergruppe 8 zugerechnet werden müssen?

Pauschal könnte man schreiben: gar nichts (mehr).

Wie kann man das messen?

  1. Bei der IT wird es gefährlich, da Systeme störanfällig werden, im großen Umfang Daten verloren gehen und/oder nach Gutdünken manipuliert werden (können).
  2. In der Geschäftsführung läuft nichts mehr so richtig zusammen, es gehen kaum noch Informationen raus und/oder werden so lange zurückgehalten, bis sie überholt sind.
  3. Eine Mitgliederbetreuung findet so gut wie nicht mehr statt, Fristen für Versammlungen werden gerade so einmal eingehalten, Informationen nicht mehr breit gestreut.
  4. Bei Wahlen verzichtet man ganz auf umfangreiche Bewerbungen.
  5. Diskussionen zum Zweck des Vereins, Inhaltliches und/oder Vereinsveranstaltung findet nur noch statt, wenn sie nicht mehr zu vermeiden sind.
  6. Beauftragungen und die „Erlaubnis der Mitarbeit“ werden handverlesen an die eigene Bubble verteilt, anonyme Bewerbungen werden strikt abgelehnt. Es geht nur nach „Nasen“, nicht nach Qualifikation.
  7. Organisationsmittel gehen verloren, werden nicht oder nur nach zahllosen Mahnungen zur Verfügung gestellt oder in Ordnung gebracht.
  8. Hauptversammlungen, insbesondere zu Wahlen der Verantwortlichen, verspäten sich viele Monate, bis auch die letzte Ausrede ad absurdum geführt worden ist.
  9. Über die Finanzlage und Vermögenslage wird nur noch global und/oder stark verkürzt berichtet.
  10. Die Prüfung der Finanzen und des Vermögens wird erschwert bis verhindert.
  11. Vereinsschiedsgerichte arbeiten extrem langsam, viele Dinge erledigen sich allein durch Zeitablauf oder Austritt; Entscheidungen rufen häufig Kopfschütteln hervor.

So stellt auch der unbefangene Beobachter fest: Hier geht gar nichts mehr. Es hat sich Mehltau aus Inkompetenz und vielleicht sogar vorsätzlich gebildet. Es tritt eine allgemeine Lähmung ein.

Der Mehltau ist ein Pilz, der sich auch in der Tiefe verbreitet. Man könnte diesen mittels stringentem Durchlüftens vertreiben.